Werkstattgespräch im Kaisersaal:
CDU-Fraktion lädt zum offenen Bildungsdialog – LSFH e.V. bringt Positionen ein
Handys und Notebooks weg – geht es dann allen besser?
Diese zugespitzte Frage bildete den Auftakt zu einem neuen Beteiligungsformat, zu dem die CDU-Fraktion der Hamburgischen Bürgerschaft am 8. Juli 2025 in den Kaisersaal des Hamburger Rathauses eingeladen hatte. Im Zentrum stand dabei nicht nur die politische Debatte über digitale Endgeräte im Schulalltag, sondern auch der offene Austausch mit zivilgesellschaftlichen Akteuren, Fachleuten und Betroffenen.
Besonders hervorzuheben ist die aktive Beteiligung des Landesverbands der Kita-, Schul- und Fördervereine Hamburg (LSFH e.V.), der auf Einladung der CDU-Fraktion an dem Gespräch teilnahm und die Perspektive von Hamburger Eltern in Kita-, Schul- und Schulfördervereinen in den Diskurs einbrachte.
CDU setzt auf Dialog – LSFH e.V. bringt Erfahrungen aus der Praxis ein
Für den LSFH e.V., der sich seit Jahren für die Belange von Eltern, schulischen Fördergemeinschaften und Bildungsbeteiligung starkmacht, war die Teilnahme an diesem Werkstattgespräch ein wichtiges Signal. Der Verband begrüßte ausdrücklich, dass die CDU-Fraktion ein Format initiiert hat, das nicht nur wissenschaftliche und rechtliche Positionen berücksichtigt, sondern auch bewusst auf Stimmen aus der Praxis setzt.
In der Diskussion brachte der LSFH e.V. unter anderem zur Sprache, dass viele Eltern sich klare und verlässliche Regeln zum Umgang mit digitalen Geräten an Schulen wünschen, gleichzeitig aber betonen, dass diese Regeln gemeinsam mit allen Beteiligten entwickelt werden sollten. Der Verband plädierte für verbindliche schulische Medienkonzepte mit pädagogischem Anspruch, statt für pauschale Verbote. Zudem wurde auf die wichtige Rolle der Fördervereine bei der Finanzierung digitaler Infrastruktur hingewiesen, ein Aspekt, der in bildungspolitischen Debatten häufig untergeht.
Drei Experten, drei Perspektiven
Die fachlichen Impulse des Abends kamen von drei renommierten Experten:
- Prof. Dr. Olaf Köller, Direktor des IPN Kiel, betonte die Bedeutung einer strukturierten Integration digitaler Medien in den Unterricht. Seine Forschung zeigt: Ohne pädagogisches Konzept überwiegen die negativen Effekte wie Ablenkung und reduzierte Lernleistung.
- Prof. Dr. Rainer Thomasius, Kinder- und Jugendpsychiater am UKE, schilderte eindrucksvoll die gesundheitlichen Risiken übermäßiger Smartphone-Nutzung. Besonders alarmierend: die zunehmenden Fälle digitaler Abhängigkeit bereits im Grundschulalter.
- Rechtsanwalt Gero Tuttlewski, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, klärte über die juristischen Spielräume auf: Schulen dürfen die Nutzung digitaler Endgeräte einschränken, solange die Maßnahmen transparent, verhältnismäßig und pädagogisch begründet sind.
Diese Impulse schufen eine fundierte Grundlage für die anschließende offene Diskussion.
Die Zusammensetzung der Teilnehmenden zeigte, wie ernst die CDU-Fraktion dieses Werkstattgespräch als Dialogplattform verstand. Neben dem LSFH e.V. beteiligten sich u. a.:
- die Schüler:innenkammer Hamburg, die besonders auf die Chancen digitaler Medien und das Bedürfnis nach Mitbestimmung hinwies,
- Vertreterinnen und Vertreter der Lehrergewerkschaften, die über den Belastungsdruck im Unterrichtsalltag durch ständige Ablenkung berichteten,
- das Institut für Lehrerbildung, das auf die Lücke zwischen theoretischer Medienpädagogik und praktischer Umsetzung im Schulalltag hinwies,
- zahlreiche Schulleitungen, die einheitliche Rahmenvorgaben forderten, um schulinterne Konflikte zu reduzieren.
In kurzen Stellungnahmen und Diskussionen wurde eines deutlich: Das Thema brennt, quer durch alle Gruppen. Viele wünschen sich mehr Verbindlichkeit, andere mehr pädagogische Freiheit. Einigkeit herrschte vor allem darin, dass das derzeitige „Jede Schule für sich“-Modell in Hamburg zu viel Reibung erzeugt und kaum Orientierung bietet.
CDU-Fraktion als Impulsgeberin für eine neue Bildungsdebatte
CDU-Fraktionsvorsitzender Dennis Thering stellte in seiner Begrüßung klar, dass es bei diesem Format nicht um Symbolpolitik gehe, sondern um einen echten Arbeitsprozess, der nicht über die Köpfe der Beteiligten hinweg ablaufen kann, sondern mit ihnen Lösungen entwickeln soll. Auch Birgit Stöver, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, zeigte sich offen für neue Ansätze, denn es gehe nicht darum, Digitalisierung zurückzudrehen, sondern die Rahmenbedingungen pädagogisch verantwortungsvoll neu zu verhandeln und zu gestalten.
Der CDU ist mit diesem Werkstattgespräch ein Auftakt gelungen, der weit über parteipolitische Linien hinausweist. Es wurde diskutiert, zugehört, gestritten, aber immer mit Respekt. Der politische Raum wurde so zum gemeinsamen Denkraum.
Kritische Einordnung: Engagement ist gut – folgen nun auch Maßnahmen?
So viel Beteiligung in einem Fraktionsformat ist, zumindest für Hamburgische Verhältnisse, ungewöhnlich, und verdient Anerkennung. Doch nun stehen CDU und Bürgerschaft in der Verantwortung, aus den geäußerten Anliegen Konsequenzen zu ziehen. Der Wunsch nach einem hamburgweit abgestimmten Orientierungsrahmen war unter den Teilnehmenden deutlich hörbar. Auch der LSFH e.V. sprach sich dafür aus, Schulen nicht länger mit diesen Fragen allein zu lassen, sondern ihnen pädagogisch und organisatorisch den Rücken zu stärken.
Eine zentrale Herausforderung bleibt:
Wie lassen sich Schülerinteressen, elterliche Erwartungen, schulische Rahmenbedingungen und wissenschaftliche Empfehlungen in ein stimmiges Regelwerk überführen? Die Antwort darauf braucht Zeit, aber eben auch politischen Mut.
Fazit: Hamburg diskutiert und der LSFH e.V. ist Teil des Prozesses.
Mit dem Werkstattgespräch zur digitalen Mediennutzung in der Schule hat die CDU-Fraktion einen wichtigen Schritt gemacht: weg von parteiinternen Beschlüssen, hin zu einem offenen Beteiligungsformat. Dass dabei neben wissenschaftlichen Stimmen auch Organisationen wie der LSFH e.V., die Schüler:innenkammer, die Lehrergewerkschaft, das Institut für Lehrerbildung und zahlreiche Praktikerinnen und Praktiker der Hamburger Bildungslandschaft zu Wort kamen, unterstreicht den Anspruch auf einen breiten Diskurs.
Jetzt gilt es, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen und die vielfältigen Impulse in konkrete politische Handlungen zu übersetzen.
Der LSFH e.V. wird diesen Prozess im Interesse aller Hamburger Kita-, Schul- und Schulfördervereine weiterhin konstruktiv begleiten. Denn gute Bildungspolitik entsteht nicht hinter verschlossenen Türen, sondern nur gemeinsam.
LSFH
Vorstand